Wieso sind manche Schüler:innen schlecht in Mathe?

Mit Zahlen hat dein Kind einfach nichts am Hut? Die Mathe-Hausaufgaben sind ein Kampf und vor der Mathe-Prüfung bekommt dein Kind Schweißausbrüche? Warum sich dein Kind schwer mit Mathe tut, kann viele Gründe haben - ob Mathe-Angst, Rechenschwäche oder falsche Lehrmethode. Wieso sind manche Schüler schlecht in Mathe? Informationen für Eltern findest du hier.

Laura Freilicht

Veröffentlicht am

11.12.2021 12:04

Eine angeborene Begabung im Fach Mathematik gibt es nicht!

Um zunächst einmal mit einem weit verbreiteten Mythos aufzuräumen: Eine angeborene Begabung im Fach Mathematik gibt es nicht. Ist dein Kind gut in Deutsch, Geographie und Englisch, dann verfügt es über eine gute allgemeine Intelligenz und hat somit auch das Potential in Mathe gute Leistungen zu erzielen. Wir Menschen sind mit einem evolutionär bedingten Zahlensinn ausgestattet. Bereits Babys können Mengen voneinander unterscheiden und bemerken, wenn sich an der Anzahl von Objekten in der Umwelt etwas ändert - also ob du z.B. eine von drei Kugeln wegnimmst. Das war in unserer evolutionären Entwicklung natürlich von Vorteil, denn so konnten unsere Vorfahren erkennen, auf welchem Baum z.B. mehr Früchte zu finden sind.

Ist dein Kind ausschließlich in Mathe schlecht, dann liegt es vermutlich an den falschen Lernstrategien bzw. -methoden. Ist der Unterricht logisch, verständlich und gut aufgebaut, haben Schüler*innen in der Regel keine Probleme mathematische Kompetenzen zu entwickeln. Warum manche Schüler*innen schlecht in Mathe sind, liegt also leider häufig am etwas veralteten Bildungssystem. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Kind nicht vom Mathe-Unterricht profitiert, ist es wichtig, ein Gespräch mit dem/der Lehrer*in zu suchen, um eine individuelle Lösung zu finden - vielleicht braucht dein Kind einfach einen anderen Zugang oder andere Methoden.

Obwohl es in einigen Fällen durchaus an den falschen Lernstrategien und -methoden liegen kann, gibt es jedoch auch noch andere Gründe, warum manche Schüler*innen schlecht in Mathe sind. Wenn du mit deinem Kind schon alles Mögliche ausprobiert hast (verschiedenste Lernstrategien, Nachhilfe etc.), aber das mit dem Zahlenverständnis einfach nicht klappen will, könnte das zwei mögliche Gründe haben: Mathe-Angst oder auch Dyskalkulie. Sehen wir uns das einmal genauer an.

Was ist Mathe-Angst?

Dein Kind bekommt Schweißausbrüche, Herzklopfen und wird nervös, wenn es nur an Mathe denkt? Eine Mathephobie äußert sich durch starke Versagensängste im Bezug auf das Rechnen. Die Kinder werden unruhig, bekommen Panik und in manchen Fällen sogar Kopf- und Bauchweh. Inzwischen gibt es zahlreiche Studien zum Thema Mathe-Angst. Während früher davon ausgegangen wurde, dass sich die Mathephobie erst entwickelt, wenn die Komplexität des Stoffes zunimmt, ist die Lehrmeinung inzwischen anders: Die Angst kann durchaus bereits in der Grundschule entstehen.

Heutzutage wissen die Forscher*innen: Je früher die Angst auftritt, desto intensiver kann sie sich in den Folgejahren verstärken und manifestieren - bis zum Totalversagen bei Mathe-Schularbeiten. Und gar nicht so wenige Schüler*innen leiden unter der Mathe-Angst: Das Schulfach gilt als absolutes Angst-Fach unter den Deutschen. Keine Sorge - auch wenn das jetzt bedrohlich klingt - die Mathe-Angst ist natürlich keine Krankheit. Sie kann jedoch eventuell erklären, wieso dein Kind in Mathe schlecht ist, obwohl es ansonsten gute Leistungen in der Schule erzielt.

Spezialfall: Mädchen doppelt so ängstlich

In den Studien zum Thema Mathe-Angst zeigte sich v.a. eines deutlich: Mädchen haben doppelt so häufig Angst vor dem Fach. Das liegt u.a. daran, dass Mädchen sich häufig selbst die Schuld für das Versagen in Mathe geben, während Jungen die Noten eher durch "schlechte" Lehrer*innen erklären, also die Ursache eher im Außen suchen. Ein weiterer Grund wieso Mädchen häufig unter Mathe-Angst leiden, obwohl sie eigentlich das Potential für gute Mathe-Noten hatten sind Stereotype. Vorurteile wie "Mathematik ist nur etwas für Jungen" oder "Mädchen sind schlecht in Mathe" halten sich leider immer noch hartnäckig. Solltest du eine Tochter haben, ist es daher besonders wichtig ihr Mut zu machen und ihr zu sagen "Mädchen sind gut in Mathe" und "Mädchen sind gut in Technik".

Warum ist Mathe-Angst so weit verbreitet und was kann ich als Elternteil tun?

Mathe verursacht wie kaum ein anderes Fach Stress. Das liegt an dem hohen Stellenwert, dem wir Mathematik heutzutage beimessen. Kinder hören oft Sprüche wie:

"Mathematik braucht man fürs Leben."

"In jedem Studium gibt es einen Statistik-Kurs".


Darüber hinaus gilt Mathe als äußerst kompliziert und schwer. Häufig übernehmen Kinder die Mathe-Angst auch von ihren Eltern oder Geschwistern. Zudem bekommen die Kinder den Eindruck vermittelt, dass Mathe wichtiger ist als z.B. Französisch oder Sport. Das alles baut natürlich enormen Druck auf. Als Elternteil solltest du versuchen, deinem Kind die Angst vor Mathe zu nehmen, indem du ihm z.B. erklärst, was es mit Mathe alles machen kann (Computerspiele entwickeln, Haus bauen, ausrechnen wie viel Süßigkeiten sich mit dem Taschengeld ausgehen usw.). Zeichne ein positives Bild von Mathe! Hilfreich ist es auch, Mathelücken zu schließen und Erfolgserlebnisse zu schaffen - das gelingt durch professionellen Einzelunterricht oder eine spezielle Lernumgebung ganz gut.

Was ist eine Dyskalkulie?

Sind die Probleme in Mathematik besonders hartnäckig, kann das eventuell auch auf eine Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche hinweisen. Die Kinder erzielen dann zwar gute Leistungen in anderen Fächern, das Verständnis für Zahlen und Mengen ist jedoch einfach nicht vorhanden. Leiden Schüler*innen unter einer Dyskalkulie haben sie massive Probleme mit den Grundrechenarten. Sie können Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division nicht automatisiert anwenden. Diese grundlegenden Probleme ziehen sich dann natürlich weiter bis in höhere Schulstufen, wenn das Problem nicht rechtzeitig erkannt wird. Mathematik wird so zum täglichen Kampf. Typische Merkmale einer Rechenschwäche sind "zählendes Rechnen", Links-Rechts-Schwäche, Schwierigkeiten beim Mengen abschätzen, die häufige Verwechslung von Ziffern oder auch das Verwechseln von Rechenzeichen. Bei Verdacht auf Dyskalkulie solltest du unbedingt eine/n Expert*in aufsuchen. In einer Dyskalkulie-Therapie wird am Aufbau des grundlegenden Zahlen- und Mengenverständnisses gearbeitet, was deinem Kind sehr weiterhilft.

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