Welche Schularten gibt es?

Genau wie in anderen europäischen Ländern hat auch Deutschland ein Bildungssystem, das auf verschiedene Schulformen und Bildungseinrichtungen setzt. Abhängig von der Leistung der Schülerinnen und Schüler soll für Deine Kinder so garantiert werden, dass sie die bestmögliche Bildung erhalten. Hier erfährst Du die Unterschiede zwischen den Schulformen.

Laura Freilicht

Veröffentlicht am

15.12.2021 16:34

Ein paar Worte zum Ursprung der Schule in Deutschland

Mitte des 19. Jahrhunderts durchlebte unser heutiges Deutschland zahlreiche Umbrüche auf politischer und religiöser Ebene. Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreiches und der Säkularisierung des Staates wurde der Kirche die Hoheit über Bildungseinrichtungen entzogen. Fortan war die Bildung Aufgabe des Staates und wurde stark reformiert. Neben der von Otto von Bismarck eingeführten Schulpflicht für alle Kinder wurde auch das Abitur als Zugangsvoraussetzung zum Studium an Universitäten verpflichtend. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts lag der Fokus auf der professionellen Ausbildung von Lehrkräften und der Entwicklung einheitlicher Lehrpläne an den Schulen, inklusive Aufteilung in Primär- und Sekundärstufe.

So unterscheidet sich die Sekundärstufe

Bildung ist in Deutschland Ländersache, jedes Bundesland kann Lehrpläne und Unterrichtsinhalte daher selbst festlegen. Allerdings gibt es eine einheitliche Aufteilung der Schulformen und entsprechenden Abschlüsse. In der Regel mit dem sechsten Lebensjahr beginnt für die allermeisten Kinder die Schulpflicht mit der Einschulung in die Grundschule. Nach der vierten Klasse wird anhand des Zeugnisses und der Empfehlung der Lehrkräfte entschieden, welche weiterführende Schule für Dein Kind geeignet ist.

Hauptschule

Auf der Ebene der dreigeteilten Sekundärstufe stellt die Hauptschule die unterste Stufe dar. Schülerinnen und Schüler besuchen hier die 5. bis 9. Klasse und erwerben dann in der Regel im Alter von 15 Jahren den qualifizierten Hauptschulabschluss. Dieser wird oft als Mindestvoraussetzung bei der Bewerbung für Ausbildungen im Handwerk und Einzelhandel verlangt.
Unverdienterweise hat die Hauptschule in den letzten Jahren einen starken Imageverlust erlebt und gilt allzuoft als Ort, wohin Problemschüler abgeschoben werden. Dies mag auf einzelne Schulen in sozialen Brennpunkten zutreffen, ist aber keine allgemeine Regel. Ganz im Gegenteil bereiten Hauptschulen ihre Schüler sogar gezielt auf das Arbeitsleben vor. Arbeitskunde und Werken stehen ebenso auf dem Lehrplan wie Berufspraktika und Schnuppertage in Handwerkskammern.

Mittelschule

Mittelschulen, seltener als Realschule plus bezeichnet, sind eine Erweiterung der Hauptschule um eine 10. Klasse. Hier erwerben Schüler, die einen bestimmten Notenschnitt erfüllen, ihre Mittlere Reife, stehen damit auf einer Ebene wie Realschüler.

Realschule

Auf einer Realschule erwerben Deine Kinder nach sechs Jahren die Mittlere Reife. Auf dem Weg dorthin entscheiden sie sich nach der sechsten Klasse für einen bestimmten Bildungszweig. An den meisten Realschulen gibt es die Wahl zwischen naturwissenschaftlich-technisch mit der Abschlussprüfung in Physik, betriebswirtschaftlich mit der Abschlussprüfung in BWL, französischer Sprache - entsprechend gibt es eine Prüfung in Englisch und Französisch - und hauswirtschaftlich, hier wird für den Abschluss ein vorgegebenes Menü geplant und zubereitet.

Wirtschaftsschule

An Wirtschaftsschulen liegt der Fokus auf Betriebswirtschaft und Recht. Sie schließen aber mit dem gleichen Abschluss ab. Die Mittlere Reife ist Zugang für viele Ausbildungsberufe und weiterführenden Schulen wie FOS und BOS.

Gymnasium

Das Gymnasium ist heute die beliebteste Schulform in der sekundären Bildung. Deine Kinder besuchen hier die Klassen 5 bis 13 und erwerben mit erfolgreichem Abschluss das allgemeine Abitur. Dies ist Zugangsvoraussetzung für zahlreiche Studiengänge an europäischen Universitäten.
Das Gymnasium gibt es mit verschiedenen Schwerpunkten. Diese reichen von naturwissenschaftlich über musisch bis hin zu humanistisch. Verpflichtend ist für alle Schülerinnen und Schüler das Erlernen von einer zweiten Fremdsprache neben Englisch, teils auch drei Fremdsprachen. Daher sind sowohl das Lernpensum als auch die Schulstunden an dieser Schulform am höchsten. Oft kritisiert wird der fehlende Praxisbezug und die wenigen Berufspraktika, die im Lehrplan vorgesehen sind.

Berufliche Oberschulen

Die Fachoberschule (FOS) führt ebenfalls zum Abitur, allerdings in drei Varianten. Nach der Real- oder Mittelschule besuchen Kinder hier die Klassen 11 und 12. Danach legen sie die Prüfung zur Fachhochschulreife ab. Diese berechtigt zum Studium an Fachhochschulen. Nach der 13. Klasse wird die fachgebundene Hochschulreife verliehen. Damit können bestimmte Studiengänge an Universitäten studiert werden, die der Fachrichtung auf der FOS entsprechen. Angeboten werden Technik, Agrar, Wirtschaft, Gesundheit, Soziales und Gestaltung. Analog gibt es die BOS für Schüler mit vorheriger Berufsausbildung.

Montessori-Schule

Entgegen der Regelschulen mit ihrem Konzept des Frontalunterrichts setzt das Montessori-Konzept auf die Idee, dass die Kinder eigenständig lernen. Hier wird ihnen der Freiraum eingeräumt, sich den Lehrstoff eigenständig unter pädagogischer Aufsicht anzueignen. Das Konzept erlebte nach dem Pisa-Schock eine Renaissance.

Waldorfschule

An der Waldorfschule werden

  • Intellektuell-kognitive
  • Künstlerisch-kreative
  • handwerklich-praktisch

Fähigkeiten vermittelt.


Das klassische Konzept der Unterrichtsfächer gibt es nicht. Die Schüler können nach der 13. Klasse das Abitur erwerben.

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