Waldorfschule - Bildung für Geist, Seele und Leib

In der Waldorfschule wird auf die individuellen Interessen und Talente der Schüler eingegangen. Die Kinder lernen, sich selbst auf allen Ebenen zu erkennen und zu verwirklichen. Das pädagogische System ist ganzheitlich und erkennt den Schüler als dreigegliedertes Wesen - Geist, Seele und Leib werden gleichermaßen gefördert.

Veröffentlicht am

11.12.2021 10:01

Was ist eine Waldorfschule? Informationen für Eltern

An der Waldorfschule lernen Kinder von der 1. bis zur 12. oder gar 13. Klasse gemeinsam. Sie lernen, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig beim Lernen zu unterstützen. Es wird weitgehend auf Notenzeugnisse verzichtet und es gibt weder Sitzenbleiben, noch besteht die Notwendigkeit eines Schulwechsels. Die Waldorfpädagogik beruht auf der anthroposophischen Menschenkunde von Rudolf Steiner. Diese sieht vor, die Freiheit der Kultur, die Gleichheit innerhalb der politischen Gemeinschaft sowie die Brüderlichkeit im wirtschaftlichen Leben in die Praxis umzusetzen. Neben der Vermittlung von Schulwissen werden umfangreiche persönliche Eigenschaften und Kompetenzen gefördert. Kreativität, Selbstständigkeit, Handlungskompetenz und soziales Miteinander stehen dabei besonders im Fokus. Die Kinder forschen nach dem tiefsten Wesen und den Urprinzipien der Dinge und leben dadurch, so Steiner, einen von der Natur des Menschen untrennbaren Trieb aus. Es wird darauf geachtet, die individuellen Begabungen der Kinder zu fördern und sie gleichzeitig auf alle gängigen schulischen Abschlüsse und das Berufsleben vorzubereiten.

Das Konzept der Waldorfschule

Waldorfschulen werden in Deutschland auch Rudolf-Steiner-Schulen genannt und gehen auf das Konzept des gleichnamigen Begründers der Anthroposophie zurück. Das pädagogische Prinzip besteht aus einem drei-gliedrigen System, welches das Denken, das Fühlen und das Wollen umfasst. Demnach werden intellektuell-kognitive, künstlerisch-kreative sowie handwerklich-praktische Fähigkeiten vermittelt. Geist, Seele und Leib werden in den Unterricht integriert. Der Unterricht folgt dabei keinem festen Lehrplan und gliedert sich in den Fachunterricht und den Epochen-Unterricht. Ein Schultag beginnt mit dem vom Klassenlehrer abgehaltenen Epochen-Unterricht. Hierbei wird meist über mehrere Wochen ein bestimmtes Thema behandelt und vertieft. Der Fachunterricht hingegen wird von Fachlehrern abgehalten - hierbei werden Fächer wie Fremdsprachen, Sport oder handwerkliche Fächer unterrichtet. Besonderheiten sind das Unterrichten von Fächern wie Gartenbau oder Eurythmie, einer Bewegungskunst, die Koordination, Kreativität und Konzentration fördert. Auf den Einsatz von neuen Medien wird weitestgehend verzichtet, und vor allem in den ersten Schuljahren kommt der Unterricht auch meist ohne Schulbücher und andere Materialien aus. Das Lernen soll auf direkten sinnlichen Erfahrungen basieren.
Genaue Informationen zum Konzept der Waldorfschule findest du im Leitbild des Bundes der Freien Waldorfschulen.

Der Bildungsweg an der Waldorfschule

Der Bildungsweg deines Kindes kann bereits im Waldorfkindergarten beginnen. Ohne großen Übergang geht dieser dann in die Grundschule und schließlich in die Sekundarstufe über. Nach 12 Jahren Unterricht endet die Waldorfschule in der Regel mit einem ausführlichen Zeugnis, mit welchem die Absolventen sich auf dem Arbeitsmarkt bewerben können. Bei Interesse besteht jedoch auch die Möglichkeit, an der Waldorfschule ein zusätzliches 13. Schuljahr zu absolvieren, das mit der Allgemeinen Hochschulreife abgeschlossen wird. In diesem zusätzlichen Schuljahr wird jedoch nicht nach den Prinzipien der Waldorfpädagogik, sondern nach den Methoden der staatlichen Gymnasien unterrichtet. Das Abiturzeugnis ist das einzige Notenzeugnis, welches an der Waldorfschule vergeben werden kann. In allen anderen Klassen werden die Leistungen der Schüler in ausführlichen Berichten beschrieben. Der Lehrplan für die ersten 12 Unterrichtsjahre ist weitgehend flexibel und versucht, sich an die individuellen Bedürfnisse der Kinder anzupassen, um diese und ihre persönlichen Fähigkeiten bestmöglich zu fördern. Der Lehrplan wird als ein sich ständig entwickelnder Rahmenlehrplan verstanden, der in der Zusammenarbeit der Lehrer mit den Schülern kontinuierlich weiter entwickelt, individualisiert und modifiziert wird.
Genaue Informationen zum Lehrplan der Waldorfschule findest du auf der Seite der Pädagogischen Forschungsstelle.

Waldorfschulen in Deutschland

Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart gegründet. In Deutschland existieren aktuell 254 Waldorfschulen, die zum Bund der freien Waldorfschulen mit Sitz in Stuttgart zusammengeschlossen sind. Weltweit existieren über 1100 Waldorfschulen auf verschiedenen Kontinenten. Wie alle anderen freien Schulen sind auch die Waldorfschulen darauf angewiesen, Schulgelder zu erheben. Dieses variiert je nach Einkommen in der Höhe und liegt im Durchschnitt bei knapp 200EUR pro Monat. Waldorfschulen haben zum Ziel, kein Kind wegen der finanziellen Situation der Eltern auszuschließen, deshalb werden einkommensschwache Familien finanziell unterstützt. Waldorfschulen stehen grundsätzlich allen Kindern offen, ungeachtet der Herkunft, Religion, Weltanschauung oder Einkommen der Eltern.


Eine Waldorfschule in deiner Nähe findest du auf der interaktiven Karte des Bundes der freien Waldorfschulen.

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